Gesellschaft der Freunde des Länderinstituts für Bienenkunde Hohen Neuendorf e. V. (GFLIB)
Bericht
Mitgliederversammlung am 26.10.2019 in Hohen Neuendorf.
Die mit einer Vortragstagung verbundene Versammlung war öffentlich, und eintrittsfrei.
Die Einladung war allen Mitgliedern zugestellt und auf der Webseite der Gesellschaft der Freunde des LIB veröffentlicht worden.
Der Versammlung wohnten Mitglieder und Gäste bei.
Die Imker-Landesverbände der neuen Bundesländer und Berlin sind Mitglied der GFLIB. Deshalb ist beabsichtigt, den Tagungsort der
Mitgliederversammlungen zwischen den Mitgliedsländern zu wechseln. Um dieser Aufgabe nachzukommen, war für 2019 der Freistaat
Sachsen mit Leipzig als Tagungsort vorgesehen. Wegen organisatorischer Probleme musste die Tagung kurzfristig zum
LIB Hohen Neuendorf verlegt werden.
Nach Eröffnung und Begrüßung durch die 1. Vorsitzende Frau RA´in Gabriele Huber-Schabel, gleichzeitig als Vorsitzende
des Imkerverbandes Sachsen-Anhalt, hieß der Direktor des LIB Hohen Neuendorf Prof. Dr. Kaspar Bienefeld als Gastgeber
die Tagungsteilnehmer willkommen.
Es folgte der Jahresbericht der 1. Vorsitzenden Frau RA´in Huber-Schabel. 2018 war ein gutes Jahr für unsere Gesellschaft.
Wir konnten zur Einrichtung einer Klimaanlage des EDV-Raumes des LIB einen Geldbetrag beisteuern. Etliche Spenden kamen zustande,
weil die Vorsitzende, vorwiegend für die Umsiedlung von Hornissennestern, Spendenbeträge entgegennehmen konnte.
Auch die Flaschenpfandgelder wurden in ihrer Kanzlei für die GFLIB gesammelt. Hinzu kamen Mitgliedsbeiträge.
Ein Höhepunkt des Jahres war die aktive Teilnahme am jährlich stattfindenden Tag der offenen Tür des LIB.
An dessen Gestaltung wirkten 3 Vorstandsmitglieder und ein Helfer mit. In einem Pavillon wurde den Besuchern für
eine Spende Honiggebäck angeboten. Im zweiten GFLIB-Pavillon wurden für Besucher bienenkundliche Filme vorgeführt.
Vor allem Kinder mit ihren Eltern sowie Jugendliche interessierten sich für das von einem Vorstandsmitglied betreute
bienenkundliche Rätselrad. Richtig beantwortete Fragen wurden mit einer Honig-Süßigkeit belohnt.
Ein weiteres Vorstandsmitglied war für das LIB als Erklärerin an einem Schau-Bienenvolk tätig. Unter den mehr als 1.100 Besuchern
des Tages der offenen Tür konnte auch der Bürgermeister von Oranienburg mit seiner Familie begrüßt werden.
Es folgte der Institutsbericht des Direktors des LIB Prof. Dr. Bienefeld.
Die Zuchtwertschätzung wird erfolgreich weitergeführt. Insgesamt werden 18 Projekte bearbeitet mit dem Ergebnis von
zahlreichen Veröffentlichungen, Postern auf Kongressen, Vorträgen, Lehrgängen, Fachberatungen, Führungen, Gutachten
und Interviews, Untersuchungen von Honig- und Wachsproben, Faulbrut- und Virendiagnosen sowie Zuchtwertschätzungen.
Die ca. 350 Bienenvölker des Instituts dienen der Forschung und der Leistungsprüfung. Ein wichtiges Thema zur Erhaltung
der Artenvielfalt ist die Zuchtwertschätzung fremder Bienenrassen (Unterarten), um der Tendenz entgegenzutreten, dass Imker
in diesen Ländern auf Kosten der bei ihnen beheimateten bodenständigen Unterarten die züchterisch bearbeiteten Carnicabienen importieren.
Das Projekt soll die Imker bei der Verbesserung ihrer einheimischen Rassen durch Zuchtauslese unterstützen.
Da die Mitgliederversammlung des LIB dieses Projekts nicht finanziert, würde eine Unterstützung durch die GFLIB dessen Durchführung gewährleisten.
Frau Dipl.-Landwirt Christine Meinhardt als Schatzmeister erstattete den Kassenbericht. Die Einnahmen setzten sich zusammen aus Beiträgen
von 27 zahlenden Mitgliedern und Spenden, auch am Tag der offenen Tür.
Das LIB erhielt von der GFLIB Förderbeträge für die Klimatisierung des EDV-Raumes sowie für die Ausstattung des Tages der offenen Tür.
Die von der Revisorin Renate Wreh durchgeführte Kassenprüfung ergab keine Beanstandungen.
Danach wurde dem Vorstand einstimmig Entlastung erteilt.
Auf Vorschlag der Vorsitzenden wurde darüber abgestimmt, dass die GFLIB das LIB-Projekt der Zuchtwertschätzung ausländischer Bienenrassen fördert,
und die GFLIB 10% sowie für spezielle Finanzierungen weitere 30 % der Einnahmen zurückhalten darf. Die Vorschläge wurden einstimmig angenommen.
Es folgte ein Vortrag des Wissenschaftlers Norman Tanner (LIB) zum Thema „Alternative und nachhaltige Verfahren zur Untersuchung von Bienenprodukten“.
Das in der Qualitätskontrolle z. B. in der Biotechnologie verwendete Verfahren der Fourier-transformierten Infrarotspektroskopie (FT-IR) wird seit 15 Jahren
im LIB auf dem Gebiet der Honigforschung bearbeitet. Dazu gehörte die Kalibrierung einer großen Anzahl von Honigproben. Ein neues, weiterentwickeltes Gerät ermöglicht
die Untersuchung einer großen Anzahl von Kriterien in kurzer Zeit bei hoher Genauigkeit. Das Spektrum von verschiedenen Honigsorten,
wie Wald-, Robinien-, Raps- und Lindenhonig unterscheidet sich deutlich.
Das LIB führt, gefördert vom Deutschen Imkerbund nun auch Untersuchungen von Wachs auf Verfälschungen mit Hilfe von FT-IR durch. Zum Vergleich dient Jungfernwachs von Dohnenwaben.
Wachsverfälschungen kommen vor allem mit Paraffin, Stearin und Rindertalg vor. Anteile von Paraffin können durch dessen niedrigeren Schmelzpunkt zum Zusammenbruch von Waben führen.
Stearin beeinflusst die Qualität der Bienenbrut. Verfälschungen sind mit großer Genauigkeit nachweisbar. Im LIB wurden im Jahr 2018 insgesamt 433 Wachsproben aus 15 Ländern,
davon ca. 90% aus Deutschland, untersucht. Im Ergebnis war fast jede 5. Probe, überwiegend von Importwachs verfälscht. Davon 15% mit Paraffin und 5,1% mit Stearin.
2019 wurden nur noch 9% Verfälschungen gefunden (2017: 26,4%.).
Richard Bernstein, ebenfalls Wissenschaftler am LIB, sprach zum Thema „Eine neue Methode in der Bienenzüchtung“. Bei der klassischen Selektion wird aus den Leistungsdaten der zu prüfenden Tiere
sowie ihrer Vorfahren und Verwandten der Zuchtwert errechnet. Für die Genomische Selektion werden kleinste Unterschiede in den Erbanlagen, sog. Single Nucleotide Polymorphism (SNPs) mit Hilfe eines im Rahmen
eines Forschungsprojektes entwickelten SNP-Chips identifiziert. Dieser enthält 120.000 SNPs. Durch statistische Berechnungen kann der Zusammenhang eines SNPs mit einem Zuchtmerkmal, wie Leistung, Sanftmut oder Krankheitsresistenz
geschätzt werden. Das LIB ist darum bemüht, mit Hilfe von Zuchtmaterial der Züchter hierfür eine ausreichend große Datengrundlage zu schaffen. Ziel ist die Herstellung eines kostengünstigen Chips für die Züchter.
Zur Schätzung des genomischen Zuchtwertes einer Königin können Züchter in Zukunft deren Weiselzelle und Drohnen an ein Speziallabor einsenden. Die gewonnenen Daten werden anschließend im LIB ausgewertet.
Beiden Vorträgen schlossen sich Diskussionen an.
Die Mitgliederversammlung fand ihren Abschluss mit der Besichtigung eines Lindenbaumes (Tilia cordata), dessen Pflanzung auf dem Gelände des LIB der Vorstand zum 90. Geburtstag des Vorstandsmitglieds Günter Pritsch
veranlasst hatte. Der Jubilar bedankte sich und wies auf die besondere Bedeutung von Bienenweidegehölzen auf Grund ihrer Langlebigkeit und relativ großen Blühoberfläche hin.
Prof. Dr. Günter Pritsch
Schriftführer
RA´in Gabriele Huber-Schabel
1. Vorsitzende