Monatshinweise

Persönliche Monatshinweise von Dr. Gerhard Liebig

Was ist im Dezember an den Völkern zu tun?

Im Frühwinter steht die Restentmilbung an. Der Behandlungstermin wird vom Witterungsverlauf im November/Dezember bestimmt. Er wird etwa drei Wochen nach der ersten Kälteperiode mit frostig-kalten Nächten unter Beachtung der kurzfristigen Wetterprognose festgelegt. Vor der Behandlung wird eine Gemülldiagnose zur Abschätzung des Befallsgrades durchgeführt, für die die Windeln 7 Tage oder auch 2x7 Tage eingeschoben werden.
Das Ergebnis bestimmt, ob eine Behandlung überhaupt durchgeführt wird.
Wenn in 7 Tagen keine Milbe ohne Behandlung abfällt wird das betreffende Volk nicht behandelt. Bei den behandelten Völkern wird der durch die Behandlung ausgelöste Milbenfall über einen Zeitraum von mindestens einer Woche erfasst, um ihn dann mit dem natürlichen Milbenfall vor der Behandlung zu vergleichen. Es besteht immer ein enger Zusammenhang. Der Umrechnungsfaktor liegt bei 500. Daraus kann abgeleitet werden, dass im Winter etwa 20% der Milben eines Volkes eines natürlichen Todes sterben. Ähnlich hoch liegt der natürliche Bienenabgang eines gesunden Bienenvolkes während des Winters.
Die nach dem "Tub"-Konzept geführten Völker sind nach ihrer Wiedervereinigung im Oktober in der Regel die stärksten Völker und haben den höchsten Varroabefall. Bei ihnen ist die "Restentmilbung" unbedingt notwendig.
Wenn es nur nachts kalt wird oder ist, werden die Völker frühmorgens behandelt. Wenn es auch tagsüber frostig-kalt ist, kann ich mir die Tageszeit aussuchen. Die Mitglieder meines Imkervereins erhalten per Newsletter eine konkrete Terminempfehlung, in der die Wetterprognose berücksichtigt wird.
Für eine gute Wirkung der Oxalsäure muss der Wirkstoff durch Körperkontakt von den beträufelten Bienen an die nicht beträufelten Bienen weitergegeben werden, was umso eher gewährleistet ist, je enger die Völker sitzen.
Das wird bei der Wahl des Termins ("Lieber bei -5° C als bei +5° C") berücksichtigt und beim Ablauf der Behandlung bedacht. Erschütterungen, auch des Nachbarvolkes, sind zu vermeiden. Das zu behandelnde Volk wird vorsichtig geöffnet. 50 ml Oxalsäurelösung wird vor der Öffnung des Volkes mit einer leicht gängigen Spritze aufgezogen. Bei 1-Zargen-Völkern sind nur Blechdeckel, Innendeckel und Folie zu entfernen. Bei 2-Zargen-Völker ist in der Regel das Ankippen der oberen Zarge notwendig, weil (oder wenn) die Traube überwiegend in der unteren Zarge sitzt. Dann wird in die Traube geträufelt (oder gespritzt), bei 1-Zargen-Völkern auf die Traube.
Die Dosis richtet sich nach der Anzahl der besetzten Wabengassen. Etwa 30 ml werden für Völker verbraucht, die in 4 oder 5 Wabengassen sitzen; 50 ml, wenn 6 oder 7 Wabengassen besetzt sind. Eine auf die Spritze gesetzte Pipettenspitze sorgt für kleine Tröpfchen bzw. für einen feinen Strahl, der tiefer in die Traube eindringt als riesengroße Tropfen. Dann muss man die Wabengassen zweimal (die äußeren) oder auch dreimal (die inneren) langsam "abfahren", um die passende Dosis aufs oder ins Volk zu bringen. So wird für eine bessere Verteilung im Volk gesorgt. Bei dieser Vorgehensweise wird keine Rücksicht darauf genommen, dass das eine oder andere Volk eventuell noch "Restbrut" habe könne. Die Entnahme dieser Brut, wie sie von manchen "Experten" empfohlen wird, ist auch nicht praktikabel. Sie setzt eingehende Durchsicht jedes Volkes voraus. Es macht weniger Mühe, die Wetterprognose zu verfolgen und den richtigen Termin abzuwarten. Wohin mit den Brutwaben? Die Brut ausschneiden? Das können nur "Experten" empfehlen, die es noch nie gemacht haben. Ich habe es oft genug gemacht, auch um zu überprüfen, wie viele Milben sich in der "Restbrut" aufhalten. Es sind weniger als 10%. Dieses Ergebnis führte zu dieser Anleitung.
Man braucht keinen Rauch, wenn man die Völker bei frostigen Temperaturen öffnet. Das Öffnen schadet den Völkern auch dann nicht, wenn es deutlich kälter ist als -10° C. Die vorbereitete Oxalsäurelösung muss nicht erwärmt werden.
Wenn die Völker brutfrei sind und eng sitzen, werden beim einmaligen Aufträufeln mehr als 95% der auf den Bienen sitzenden Milben getötet. Eine zweite Behandlung sollte auf keinem Fall erfolgen, um die Bienen nicht unnötig zu belasten. Allzu viele Bienen werden dann übersäuert und gehen ab. Deshalb heißt der zweite Grundsatz beim Beträufeln "Zweimal ist einmal zu viel".
Der durch das Beträufeln ausgelöste Milbenfall hält 4-5 Wochen an, auch wenn die meisten der getöteten Milben (etwa 80%) in der ersten Woche fallen. Wenn nach der Behandlung mehr als 1000 Milben fallen sollte das Behandlungskonzept im Spätsommer hinterfragt und korrigiert werden. !



Diese Seite enthält die Monatshinweise mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Dr. Gerhard Liebig persönlich. Vielen Dank!