Monatshinweise

Persönliche Monatshinweise von Dr. Gerhard Liebig

Was ist im November an den Völkern zu tun?

Die Mehrheit der Bienenhalter ist Mitglied in einem Imkerverein. Ich bin es auch und auch als Mitglied aktiv. Ich betreue die an drei Lehrbienenständen stehenden Bienenvölker (sie dienen auch als Versuchsvölker) und führe dort "von der Auswinterung bis zu Einwinterung" (einmal im Monat) vor, was im Jahresverlauf an den Völkern zu tun ist. Außerdem sind Extra-Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene im Angebot.
Spätestens im November werden im Vereinsvorstand die Planungen für das kommende Jahr abgeschlossen. Potenzial für die Gestaltung eines für die Mitglieder attraktiven Jahresprogrammes bieten nach wie vor die Völkerführung im Jahresablauf im Allgemeinen sowie im Besonderen die Beobachtung und Nutzung von Frühjahrs- und Sommertrachten, die Völkervermehrung mit integrierter Königinnenaufzucht und dem Zuchtprogramm für jedermann, die Honigernte, die Gesunderhaltung der Völker durch konsequente Überwachung der Faulbrut im Vereinsgebiet und die Varroabekämpfung.
Außerdem bieten die Beschäftigung mit den "wilden Verwandten" der Honigbiene und der insektenfreundlichen Gestaltung von Gärten, die Auseinandersetzung mit der "Apitherapie" und der Frage, was "artgerechte" und "ökologische" Bienenhaltung von der "konventionellen" unterscheidet, sowie das Spannungsfeld "Imkerei und Landwirtschaft" die Gelegenheit, kritisch und auch selbstkritisch über den Tellerrand hinauszuschauen, was unbedingt notwendig ist, wenn der Anspruch, Bienenhaltung sei praktizierter Natur- und Umweltschutz, eine Berechtigung haben soll. Gerade wenn man andere ermahnt gilt grundsätzlich: Man kümmere sich auch um die Ordnung im eigenen Haus.
Wer neu einsteigt braucht bereits für den Anfang eine gute Ausbildung und in den folgenden Jahren immer wieder Hilfestellung, weil Bienen halten komplex ist und jedes Jahr anders verläuft. Bienen halten ist anspruchsvoll. Sich ein Bienenvolk in den Garten stellen und es sich selbst überlassen geht nicht. Es muss gepflegt werden. Zur artgerechten Haltung gehört, dass man nicht nur lernt, wie was wann zu tun ist, sondern auch das Warum begreift.
Bei dieser Ermahnung muss betont werden, dass die praktische Arbeit am Bienenvolk auch viel mehr Spaß macht und weniger anstrengend ist, wenn jeder Handgriff nicht nur geübt ist, sondern auch immer wieder beobachtend hinterfragt wird. Deshalb zähle ich Bienen und Milben, schreibe auf und halte auch mit Bildern und Filmen fest. Der Aufwand lohnt sich. Sein Ergebnis ist: Weniger Stress für Tier und Tierhalter.
In fortschrittlich geführten Vereinen erhalten die Mitglieder ein gedrucktes übersichtlich dargestelltes Jahresprogramm spätestens zum Jahresanfang. Ein Blatt Papier höherer Qualität, dessen Farbe wie bei den Königinzeichen jährlich wechselt, enthält alle Termine des Vereines, außerdem wichtige Adressen und Telefon-Nummern (Vorstandschaft, Sachverständige) und auch die Termine von überregionalen Veranstaltungen, die deshalb früher festgelegt und bekannt gegeben werden müssen.
Das Jahresprogramm ist abwechslungsreich, es dient der Fort- und Ausbildung aller Mitglieder. Seine Termine sind familienfreundlich geplant. Der Samstag- oder Sonntagnachmittag wird höchstens einmal im Jahr in Anspruch genommen. Abends in der Woche sind viele Mitglieder eher für eine Teilnahme zu motivieren. Beim von März bis November monatlich durchgeführten Stammtisch, regelmäßig verbunden mit einer Standbesichtigung, kann man aktuelle Erfahrungen über Zustand der Völker und Trachtverlauf in lockerer Runde austauschen.
Jahresversammlungen sind im Ablauf straff zu organisieren. Die von der Vereinssatzung vorgeschriebenen Regularien können innerhalb von weniger als 1 Stunde abgewickelt werden, ohne dass die notwendige Transparenz oder die gebotene Höflichkeit zu kurz kommt. Eine gute Vorbereitung, der Einsatz von Notebook und Beamer mit großer Leinwand machen es möglich.
Wir leben im digitalen Zeitalter. Computer, Handy und Smartphone bestimmen unseren Alltag. Die e-mail hat Brief, Postkarte und Fax als Kommunikationsweg abgelöst. Per Handy ist man ständig erreichbar. Über "Youtube" und mit "Newsletter" ist es heutzutage sehr leicht, notwendige Informationen aktuell anzubieten. Dieses Angebot muss sinnvoll strukturiert werden, wenn es den Bedarf von Anfängern und Fortgeschrittenen abdecken soll. Wer im Internet mehr sucht, kann das tun, muss aber dort das wenig Sinnige von dem vielen Unsinnigen unterscheiden lernen. Da kann man viel Zeit verplempern.
Auch das Vereinsleben lässt sich leichter strukturieren und organisieren mit einer vereinseigenen Website. Sie muss aber gepflegt und aktuell gehalten werden. Das Studium der Websites vieler Imkervereine zeigt, dass das nur wenigen gelingt.



Diese Seite enthält die Monatshinweise mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Dr. Gerhard Liebig persönlich. Vielen Dank!