Monatshinweise

Persönliche Monatshinweise von Dr. Gerhard Liebig

Was ist im Oktober an den Völkern zu tun?

Es wird Zeit, die beim Einengen der Altvölker und "Brutvölker" angefallenen Altwaben einzuschmelzen. Das geschieht mit einem auf zwei Leerzargen gesetzten Wachsschmelztrichter. Der notwendige Wasserdampf wird mit einem Tapetenablösegerät erzeugt und von unten in den Trichter geleitet. Nach dem Warmlaufen dauert es etwa 20 Minuten bis das Wachs von in zwei Zargen aufgesetzten Altwaben geschmolzen ist. Ihr Wachs wird mit einem in den beiden Leerzargen untergestellten Behälter aufgefangen, der Trester in einem zweiten Behälter gesammelt, die vom Trester befreiten Rähmchen später in verdünnter Natronlauge gereinigt und danach mit Wasser gespült. Für diese Reinigung kann auch eine ausgediente aber noch funktionsfähige Geschirrspülmaschine benutzt werden.
Das Einschmelzen von Altwaben lockt Bienen an. Deshalb wird es in einem geschlossenen Raum (Keller, Garage) durchgeführt oder im Freien nachts oder an einem kühlen Tag ohne Bienenflug.
Während des Sommers ist die Völkerzahl gewachsen. Durch Vereinigen wird sie reduziert. Dennoch werden mehr Völker eingewintert als im Frühjahr ausgewintert worden waren.
Bei den "Tub"-Völkern geschieht das durch einfaches Aufeinandersetzen. In der Regel überlebt die (jüngere) Königin des aufgesetzten "Brutvolkes". Wenn das sichergestellt werden soll, muss die andere Königin herausgefangen werden. Im Oktober gelingt das ganz einfach. Das betreffende Volk wird von oben und nach dem Ankippen der Zarge von unten beurteilt: Wo sitzt es? Im Herbst ist die Brut in der Regel auf das Zentrum der Bienentraube begrenzt. Dort hält sich auch die Königin auf. Zuerst wird eine Randwabe gezogen, dann die zentrale Wabe durch Verschieben der nächsten Waben en bloc freigelegt, dann die zentrale Wabe gezogen und nach der Königin abgesucht. Wenn sie dort nicht ist, folgen ihre Nachbarwaben. Die Königin wird mit der Hand gepackt und ... (... in einen Käfig gesperrt. Zu Hause wird sie eingefroren. Biologielehrer sind dankbare Abnehmer, auch für Drohnen und Arbeiterinnen.)
Dann kommen die gezogenen und verschobenen Waben wieder an ihren alten Platz. Als nächstes wird die Zarge des "Brutvolkes" vom Boden gelöst und nach Begutachtung von Sitz und Stärke seiner Bienentraube, sie muss eventuell mit Rauch in die Wabengassen gedrängt werden, auf den geöffneten Flugling gesetzt. Wer will kann auch im "Brutvolk" zuvor die Königin suchen, fangen, zeichnen, einen Flügel stutzen, mit 3-5 Begleitbienen unter Futterteigverschluss käfigen und nach der Vereinigung der beiden Völker auf das Brutnest legen.
Die Waben des aufgesetzten "Brutvolkes" sind 1 Jahr älter als die Waben im unteren Flugling. Für Ordnung (ältere Waben nach unten, jüngere Waben nach oben) wird erst im nächsten Jahr mit einem Zargentausch bei der Frühjahrshonigernte oder einer Schwarmkontrolle gesorgt.
Nur die nach Auswertung der Standprotokolle selektierte/n Zuchtmutter/Zuchtmütter bleibt/bleiben in ihrem Volk. Alle anderen Altköniginnen werden durch eine jüngere ersetzt. Als erstes werden die Königinnen von Jungvölkern herausgefangen, gezeichnet und mit Begleitbienen und etwas Futterteig gekäfigt. Jedem entweiselten Jungvolk wird sofort nach der Entweiselung ein weiselrichtiges Jungvolk aufgesetzt. Die Käfige mit den Jungköniginnen werden warm aufbewahrt, z.B. in der Brusttasche von Hemd oder Latzhose.
Dann folgt das Umweiseln der Altvölker: Die Alte 'rausfangen und den Käfig mit der Neuen und ihren Begleitbienen zum Freifressen in oder auf eine besetzte Wabengasse über dem Brutnest legen.
Wenn Altvölker nur in einer Zarge sitzen werden sie durch Aufsetzen eines Jungvolkes verstärkt.
Nach der Umweiselungsaktion sitzen alle Völker in 2 Zargen und gehen mit einer jungen Königin in den Winter. Einzige Ausnahme ist die "Zuchtmutter".
Wenn die Wetterprognose frostig-kalte Nächte ankündigt, werden an die nicht mehr eingeengten Fluglöcher Mäusegitter angebracht.
Mit einer Gemülldiagnose wird der Varroabefall überprüft. Wer beobachtet weiß Bescheid und ist vor Überraschungen geschützt.
Bei schönem Wetter werden Efeu und Senf beflogen und Pollen eingetragen. Solche Tage werden genutzt, um den Flugbetrieb der Völker am Flugloch zu protokollieren und sich über die Unterschiede der Völker eines Standes Gedanken zu machen. [Ich beobachte auch gern, wie Bienen beim Blütenbesuch Pollen sammeln. Besonders auffällig und eindrücklich sind die Unterschiede bei Kirsche und Löwenzahn im Frühjahr und Spargel und Mais im Sommer.]
Polleneintrag im Spätherbst hat keinen negativen Einfluss auf die Überwinterung.



Diese Seite enthält die Monatshinweise mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Dr. Gerhard Liebig persönlich. Vielen Dank!