Monatshinweise

Persönliche Monatshinweise von Dr. Gerhard Liebig

Was ist im September an den Völkern zu tun?

Im September muss ich mich um drei "Volkstypen" (A, B und C) kümmern.
A. Die nach der "Spätsommerpflege in 4 Schritten" geführten Altvölker sitzen in 2 Zargen. Sie erhalten die letzte(n) Futtergabe(n) und werden danach ein zweites Mal mit Ameisensäure behandelt. B. Die nach "Teilen und behandeln" entstandenen Teilvölker sitzen in 1 Zarge und nach wie vor übereinander. Der "Flugling" und das "Brutvolk" eines geteilten Volkes erbrüten zusammen mehr Winterbienen als ein nicht-geteiltes Altvolk. Die Teilvölker werden im September so aufgefüttert, dass sie nach ihrer Wiedervereinigung im Oktober ausreichend (=nicht zu wenig und nicht zu viel) mit Futter versorgt sind. Mit einer Gemülldiagnose im September wird überprüft, ob hinsichtlich des Varroabefalls Gefahr im Verzug ist. Wenn ja, was eher bei den zuvor stärker befallenen und stärker brütenden "Brutvölkern" der Fall ist als bei den "Fluglingen", dann wird eine Behandlung mit Ameisensäure im Dispenser nachgeschoben.
C. Ähnliches gilt auch für die Jungvölker. Sie sind seit Juni bei guter Futterversorgung stetig gewachsen, haben 6-8 Mittelwände ausgebaut und füllen im September 1 Zarge. Das genügt. Nach der letzten Futtergabe im September werden sie das erste Mal mit Ameisensäure gegen die Varroamilbe behandelt.
Auch im September geht jeder Ameisensäurebehandlung eine Gemülldiagnose voraus. Eine weitere folgt ihr, sobald die Wirkung der Ameisensäure in die verdeckelte Brut abgeklungen ist. Das ist frühestens 12 Tage nach Leerung der aufgesetzten Flaschen der Fall. Wer beobachtet weiß Bescheid und ist vor Überraschungen geschützt.
Zur Theorie und Praxis der Auffütterung
Für die Volksentwicklung im Herbst incl. Überwinterung ist es egal, ob die Völker mit Zuckerwasser, Sirup oder Futterteig aufgefüttert werden. Futterteig wird viel langsamer abgenommen als Zuckerwasser und Sirup und schränkt den Zeitraum der folgenden Ameisensäurebehandlung auf "später" ein. Wenn das Wetter nicht mitmacht, kann aus dem "später" leicht ein "zu spät" werden.
Während der Auffütterung wird Futter verbraucht. Unabhängig davon welches Futter gegeben wird gilt als Faustformel: "1 kg Zucker (Trockensubstanz) ergibt 1 kg Winterfutter in den Waben".
Der im Handel erhältliche Sirup hat einen Zuckergehalt von 75%. Bei seiner Verfütterung kann man davon ausgehen, dass aus 1 Liter (=1,4 kg) Sirup 1 kg Winterfutter entsteht.
1-Zargen-Völker sollten mit 12 kg Winterfutter, das entspricht 6 vollen Futterwaben, in den Winter gehen. Die futterfreie Fläche von etwa 4 Waben wird im Herbst für Brut und Pollen gebraucht. Dort richtet das Volk auch seinen Wintersitz ein. Bei 1-Zargen-Völker werden 2-4 Portionen gegen Mitte September über einen Zeitraum von zwei Wochen gegeben. Als Futtergefäße sind geeignet Futtertaschen und Schüsseln, die mindestens 5 Liter fassen und in eine auf das Volk gesetzte Leerzarge gehängt bzw. gestellt werden.
Bei 2-Zargen-Völker muss man keine Sorge haben, dass ihr Raumbedarf für Brutnest und Wintersitz durch massives Füttern eingeschränkt wird. Sie können das notwendige Futter in einer Portion und früher (nach der ersten Ameisensäurebehandlung) erhalten. Dazu wird eine Stapelbox in die aufgesetzte Leerzarge gestellt. Das Volk wird mit einer Folie so abgedeckt, dass hinten (oder vorn) ein Spalt bleibt, durch den die Bienen an das gereichte Futter gelangen können. Die Folie beugt Wildbau in der Leerzarge vor.
Wenn das Futter nicht abgenommen wird, ist die Entfernung zwischen Bienensitz und Futtergefäß in der aufgesetzten Leerzarge zu groß. In solchen Fällen schaffe ich Abhilfe durch "Spur legen" und hänge einen mit Futterlösung leicht angefeuchteten Lappen über den Rand des Futtergefäßes, ohne dass Futterlösung in den Gitterboden tropft. Oder es wird eine Futtertasche (2 Waben breit, aus Kunststoff) neben den Bienensitz gehängt. Dort müssen dann zwei Waben weichen. Sie werden während der Fütterung in der aufgesetzten Leerzarge untergebracht. Bei dieser Anordnung entsteht leicht Wildbau.
Bienen können nicht schwimmen. Deshalb ist auf das Futter eine Schwimmhilfe (eine dichte Schicht von Gras, Korken, Kiefernzapfen, Zweigstücke) zu geben. Bei Futtergefäßen mit senkrechten und glatten Innenwänden ist auch eine Aufstieghilfe notwendig (ein über eine Wand gehängter Lappen oder in den Behälter eingestelltes Zweiggestrüpp).
Futtergaben lösen Suchflüge aus. Deshalb wird nur abends Futter gegeben. Die Fluglöcher besonders von schwachen Völkern sind klein zu halten.



Diese Seite enthält die Monatshinweise mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Dr. Gerhard Liebig persönlich. Vielen Dank!