Monatshinweise

Persönliche Monatshinweise von Dr. Gerhard Liebig

Was ist im April an den Völkern zu tun?

Imkern ohne Stress für Tier und Tierhalter setzt drei Dinge voraus: die richtige Beute, die richtige Biene und den richtigen Imker. Doch was ist richtig?
Meine richtige Beute wurde, ist und wird bleiben das einfache Holzmagazin mit falzlosen Zargen - in jeder ist Platz für 10 Zanderrähmchen mit langen Ohren - und mit Gitterboden. Im Honigraum wird dasselbe Maß verwendet wie im Brutraum. Dann kann die Bauleistung im Honigraum während der Tracht zur späteren Wabenerneuerung im Brutraum verwendet werden. Alte Waben werden im Spätsommer gegen junge getauscht. Voraussetzung ist der in 2 Zargen geteilte Brutraum, der auch die Völkerführung im Frühjahr und während der Schwarmzeit, das Vereinigen von Völkern im Herbst und das Ausgleichen im März sowie die Bildung und Pflege von Jungvölkern einfach macht. Außerdem erleichtert der in 2 Zargen geteilte Brutraum die zweckmäßige Behandlung der Völker gegen die Varroamilbe.
Meine richtige Biene sticht nicht, schwärmt nicht und bringt (dennoch) viel Honig. Der richtige Imker orientiert sich bei der Völkerführung an der Biologie der Honigbiene.
Kurz vor Beginn der ersten Massentracht wird der Honigraum über Absperrgitter aufgesetzt. Dabei werden die Randwaben der oberen Brutraumzarge mit überschüssigem Winterfutter entfernt. Dabei entsteht Platz für den Baurahmen (er kommt in Position 2 oder 9) und auch für eine Mittelwand. Sie wird zwischen zwei Brutwaben gehängt und dort sehr rasch ausgebaut und großflächig bestiftet. So wird das Brutnest oben in die Breite gezogen und der Honigraum leichter angenommen.
Die Honigraumzarge erhält 6 oder 4 ausgebaute helle Waben als "Wabenkern" und 2x2 oder 2x3 Mittelwände an den Rand. Wer keine Waben hat gibt nur Mittelwände.
Der Eingriff "Aufsetzen des Honigraumes" beginnt bei jedem Volk mit dem Ankippen des oberen Brutraumes. Der Raucher wird erst betätigt, wenn die Reaktion des Volkes auf diese Öffnung der Beute beurteilt worden ist. Es werden die Noten 1-5 vergeben. 1 = "Keine Biene bewegt sich, das Volk verhält sich sehr ruhig". 2= " Bienen bewegen sich nur in den Wabengassen, das Volk bleibt ruhig". 3= "Bienen quellen aus den Wabengassen hervor, das Volk ist unruhig". 4= "Bienen fliegen auch auf, das Volk ist sehr unruhig". 5= "Bienen fliegen auf, einige attackieren, das Volk ist giftig." Bei einem Stich wird grundsätzlich die Note 5 vergeben. Bei vielen Stichen erhält ein Volk auch die Note 6.
Grundsätzlich arbeite ich an den Völkern ohne Schutz, habe aber immer den rauchenden Smoker griffbereit und scheue mich auch nicht, ihn einzusetzen.
Die vergebenen Noten werden im Standprotokoll tabellarisch festgehalten. In der ersten Spalte sind die Völker des Standes aufgelistet. In den folgenden Spalten werden die bei jedem Eingriff (von April bis zum Herbst) vergebenen Verhaltensnoten eingetragen. Hinzu kommen später die Ergebnisse der Schwarmkontrollen und die Anzahl entnommener Brut- und Honigwaben. Im Standprotokoll landen auch die Ergebnisse der immer wieder durchgeführten Zählungen des Flugbetriebes und der ab Juli regelmäßig durchgeführten Gemülldiagnosen.
Etwa drei Wochen nach dem Einhängen des Baurahmens wird die in ihm angelegte Drohnenbrut geschnitten. Bei diesem Eingriff und den folgenden Schwarmkontrollen wird das Verhalten des Volkes zweimal benotet, das erste Mal beim Abheben und Wegstellen des Honigraumes und das zweite Mal bei der sich anschließenden "Kippkontrolle", bei der auch die im oberen Brutraum angelegten und nach seinem Ankippen erkennbaren Weiselbecher inspiziert werden. Für einen freien und genauen Blick auf und in diese Weiselbecher sorgen Smoker, Lesebrille und LED-Taschenlampe.
Nach zügiger Volksentwicklung wird dieser Eingriff, es ist der zweite im Jahr und noch April, auch zum Schröpfen der stärkeren Völker genutzt. Nach zögerlicher Volksentwicklung wird erst im Mai geschröpft. Jedes Volk liefert ein Brutbrett mit den ansitzenden Bienen, aber ohne Königin! Neun solcher Brutbretter mit ihren Bienen und eine Futterwabe sind der Grundstock für ein "klasse" Pflegevolk. Auf mindestens einer dieser Brutwaben muss auch jüngste Brut zum Nachschaffen sein. Das Pflegevolk wird außerhalb des Flugkreises der Brutwabenspender aufgestellt.
Gewandert werden auch die sanierten Schwächlinge, die 4-5 Wochen vorher über Absperrgitter auf starke Völker aufgesetzt wurden. Am neuen Stand erhalten sie den Honigraum als zweite Zarge über Absperrgitter aufgesetzt und etwas später den zweiten Brutraum untergesetzt. Man kann die Doppelvölker auch trennen, ohne dass gewandert wird. Dann wird das untere stärkere Volk zur Seite gestellt und das obere kommt an seinen Platz. Ihm fliegen die Flugbienen des Doppelvolkes zu. Deshalb wird es von "1 auf 3" erweitert. Auch das verstellte Volk erhält Baurahmen und den Honigraum.



Diese Seite enthält die Monatshinweise mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Dr. Gerhard Liebig persönlich. Vielen Dank!