Monatshinweise

Persönliche Monatshinweise von Dr. Gerhard Liebig

Was ist im Januar an den Völkern zu tun?

Mit der Spätsommer- und Herbstpflege wird der Grundstein für den imkerlichen Erfolg im folgenden Jahr gelegt. Wer dafür gesorgt hat, dass seine Völker stark genug, mit ausreichend Futtervorrat versehen, auf möglichst jungem Wabenbau und mit junger Königin in den Winter gingen und während der Aufzucht der Winterbienen nicht unter übermäßig starkem Varroabefall gelitten hatten, der braucht sich keine Sorgen zu machen. Seine Völker werden den Winter überleben (egal wie dieser wird), sich im kommenden Frühjahr zügig entwickeln (egal wie dieses wird), schwärmen wollen und im Spätsommer und Herbst wieder gründlich gegen die Varroamilbe behandelt werden müssen.
Ob und wie lange Völker in Schwarmstimmung sind und wie viel Honig sie bringen hängt auch vom Imker ab. Der Honigertrag ist in erster Linie eine Frage des Standortes und am Standort eine Frage der Volksstärke. Sammelleistung und Schwarmverhalten sind positiv miteinander korreliert; denn starke Völker sammeln viel und wollen in der Regel auch schwärmen.
Sammelleistung und Schwarmverhalten lassen sich sehr viel leichter durch die Völkerführung beeinflussen als durch züchterisches Bemühen. Bei diesem liegt mein Schwerpunkt auf dem Merkmal Sanftmut.
Damit habe ich in Kurzform vorgestellt, worauf ich beim Bienenhalten Wert lege.
Mein Name ist Dr. Gerhard Liebig. Ich habe mich 36 Jahre lang "im Süden" Deutschlands als praktizierender Wissenschaftler intensiv mit dem Bienenhalten und der Bienenhaltung und ihren vermeintlichen und tatsächlichen Problemen beschäftigt und tue das auch im Ruhestand seit 6 Jahren "im Westen". Seitdem haben (nur) die vermeintlichen Probleme zugenommen.
Das wird deutlich, wenn man die Bienenhaltung von heute nicht nur "von innen" (als Imker), sondern auch "von außen" betrachtet, so wie sie in der nicht-imkerlichen Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Die Situation der heimischen Bienenhaltung und ihr Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit sind nicht deckungsgleich. Die Schnittmenge ist relativ gering, weil sowohl bei der Betrachtung "von innen" als auch "von außen" allzu häufig nicht zwischen den vermeintlichen und den tatsächlichen Problemen unterschieden wird. Bezüglich der Betrachtung "von außen" wird das deutlich, wenn sich Nachbarn oder Honigkunden beim Imker nach dem Befinden seiner Völker erkundigen und erstaunt darüber sind, wenn sie erfahren, dass es ihnen gut geht, dass sie nicht vom "Bienensterben" betroffen sind und dass es dieses "Bienensterben" nur in den Medien gibt. Dieser Sachverhalt trifft allerdings nur auf die Imker zu, die die Varroamilbe im Griff haben. Das ist die Mehrheit, die "von innen" betrachtet wenig und "von außen" betrachtet anscheinend überhaupt nicht wahrgenommen wird.
Der anhaltende Medienhype über das nicht (!) existente "massenhafte" und "weltweite" Bienensterben hat viele Menschen veranlasst mit der Bienenhaltung zu beginnen. Dieser Trend wird gefördert von Aktionen wie "Berlin summt", was in vielen Städten Nachahmer fand, sodass inzwischen ganz "Deutschland summt". Mit "Bienen machen Schule" werden Schulen zum Mitmachen animiert. Dank "HOBOS" können Schüler Bienen online beobachten und sogar erforschen, ohne selbst Bienen zu halten.
Die Stadtimkerei, bei der Bienenvölker auch auf Balkonen und Hausdächern gehalten werden, boomt. Angeblich geht es den Bienen in der Stadt besser als auf dem Land. Diese Behauptung ist ähnlich zu bewerten wie das "Einstein-Zitat", laut dem der Mensch nur noch vier Jahre zu leben hat, wenn die Biene von der Erde verschwindet.
Auf dem Markt werden teure "Einraumbeuten" angeboten und unerfahrenen Einsteigern suggeriert, dass in diesen Bienenwohnungen eine "wesensgemäße" und "naturnahe" Bienenhaltung mit wenig Aufwand möglich sei. Dabei wird auf Errungenschaften wie Rähmchen, Mittelwand, Absperrgitter, Bienenflucht und Schleuder, auf schwarmfreie Völkerführung, auf gezielte Völkervermehrung mit integrierter Königinnenaufzucht und auf einen geordneten Wabenbau verzichtet und damit auch auf ein Bienenhalten ohne Stress für Tier und Tierhalter.
Wer seine Völker schwärmen lässt, nimmt in Kauf, dass Schwärme dem Tod geweiht sind, wenn sie nicht gefangen werden. Etwa jeder zweite abgehende Schwarm erleidet dieses Schicksal. Es ereilt auch die Völker, die sich selbst überlassen bleiben. Bienenvölker sterben, wenn sie nicht sachgerecht gehegt und gepflegt werden.
Und was ist an den Völkern zu tun?
Wenn man seine Völker richtig auf die Überwinterung vorbereitet hat: Nichts. Ab und zu ein Kontrollgang, ob die Völker noch so stehen wie man sie verlassen hat. Ob nach einem Sturm die mit Steinen beschwerten Deckel noch aufliegen. Ob kein Flugloch verstopft ist. Wenn es weit geöffnet ist und ein Mäusegitter Spitz-, Feld- und Hausmäusen den Zutritt verwehrt kann es nicht verstopfen.



Diese Seite enthält die Monatshinweise mit freundlicher Erlaubnis von Herrn Dr. Gerhard Liebig persönlich. Vielen Dank!